Mercedes T-Modell (S124) Kaufberatung: Mit dem Wasser kam der Rost
Mercedes T-Modell (S124) Kaufberatung
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Mit dem Wasser kam der Rost
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Seine perfekte Alltagstauglichkeit wird dem Mercedes T-Modell der Baureihe W124 im Alter zum Verhängnis. Beim 124er-Kombi ist die Gratwanderung zwischen Gebraucht- und Verbrauchtwagen besonders eng. Hohe Laufleistungen und nachlässige Wartung fordern ihren Tribut. Der Rost nagt vor allem am Wasserbasislack ab Juni 1993.
Alf Cremers
29.11.2011
Foto: Hardy Mutschler
11 Bilder
Karosserie-Check
Plakettenkühler, Schlupflid-Scheinwerfer und neu gestaltete Schriftzüge sind die besonderen Kennzeichen der letzten S 124-Generation. Die Mercedes T-Modelle rosten ähnlich intensiv wie die Anfangs-Baujahre 1986 bis 88, nur nicht an wenigen, sondern an vielen neuralgischen Punkten.
Tatsächlich neigen die späten Baujahre 1994 bis 1997 trotz weiter verbesserter Vorsorge verstärkt zu Korrosion. Die Umstellung auf Wasserbasislack führt zu rostenden Lackabplatzern. Die Korrosion sitzt bei älteren Modellen vor allem in den Hohlräumen. Der Rost beginnt an den Dämpferbeinaufnahmen und ist vom Motorraum aus, besser noch vom vorderen Radhaus aus, sichtbar. Dieses tragende Teil neigt weit häufiger zum Durchrosten als die Aufnahmen des Dämpferbeins und der Schraubenfedern, die beim Typ 124 an der unteren Windung brechen, was sich im Fahrbetrieb nicht bemerkbar macht.
Unsere Highlights
Rost befällt in harmloserer Form die Vorderkotflügel des Mercedes T-Modells der Baureihe 124 zwischen Blinkleuchten und Kotflügeln. Härter trifft es die Schweller an den Wagenheberaufnahmen, deshalb unbedingt die Verschlusskappen entfernen und die Unterkanten der Vorderkotflügel samt Schwellerspitzen untersuchen. Die Radläufe des S124 erwischt es bevorzugt in Schwellernähe. Typisch ist auch Blasenbildung um die Antennenbohrung. Kaum ein T-Modell, das eine rostfreie Heckklappe besitzt, Kantenrost ist noch harmlos.
Man sollte auch prüfen, ob die Zuziehhilfe der Heckklappe des Mercedes S124 funktioniert. Das Interieur leidet unter aufgescheuerten Sitzwangen, vor allem bei der Ausführung "Stoff Karo". Ein versteckter T-Rostherd bildet sich auch an den Rahmen der starren hinteren Seitenfenster (Feuchtigkeit im Laderaum).
Technik-Check
Ein 124er-Mercedes gilt als unzerstörbar, wenn er gut gewartet wurde. Der Vierzylindermotor M 102 mit der Duplex-Steuerkette wird unter Insidern neben den Dieselmodellen 250 TD und 300 TD als beste Empfehlung noch vor dem Sechszylinder-Pendant M 103 gehandelt. Doch die Diesel kriegen maximal eine gelbe Plakette.
Der im Antriebskomfort mustergültige Sechszylinder leidet häufiger unter Ölundichtigkeiten an der Stirnseite und gelegentlich an defekten Zylinderkopfdichtungen. Eingelaufene Nockenwellen waren anfangs ebenfalls ein Thema. Der Sechszylinder-Vierventiler M 104 litt als Mercedes-Benz E 300-24 unter Problemen mit den Kolbenringen, erst als 320 wirkt er harmonisch.
Die Vierzylinder-Vierventiler M 111 gelten als mustergültig sparsam, robust und laufruhig. Doch oft sind die Klimakompressoren defekt, zudem steht auch bei Dichtproblemen eine kostspielige Überholung und Neubefüllung an. Die sehr komfortablen Vier- oder Fünfgang-Automatikgetriebe (300- 24, 320) mit zwei Schaltprogrammen halten nicht immer so lange wie die Motoren (Schaltrucke).
Ersatzteile
Heute bestellt, morgen geliefert, heißt die Devise für den Mercedes W 124 - bei jedem MB-Vertragspartner. Nur ausgefallene Wünsche wie seltene Bezugsstoffe oder Verkleidungen können so schnell nicht erfüllt werden.
Selbst originaler Ersatz von Bosch, VDO oder Continental für den Mercedes W124 kommt oft aus Osteuropa, der Qualitätsstandard ist aber mindestens gleich. Eine bewährte Quelle für Mercedes-Gebrauchtteile (Strichacht, W 116, 123, 124, 126, 201) ist die Fa. Auto Auer in 73230 Kirchheim/ Teck, www.autoauer.de. Reparaturbleche für Wagenheberaufnahmen gibt es bei Oliver Herpers, Rückersdorf, Tel. +49 (0)911 5443942.
Preise
Das Preisgefüge bei gebrauchten S124 streut stark. Schon für unter 2.000 Euro gibt es Fahrzeuge im mäßigen Zustand. Für rund 7.800 Euro gibt es gut gepflegte Fahrzeuge mit unter 200.000 Kilometern. Top-Autos mit umfangreicher Ausstattungsliste aus erster Hand durchbrechen zuweilen die 10.000 Euro-Marke.
- Bei Einführung 1987
- 51600 Mark
- Bei Produktionsende 1996 Mercedes E 320 T
- 82053 Mark
Schwachpunkte
- Dämpferbeinaufnahmen
- Schraubenfedern u. Aufnahmen
- Schweller u. Wagenheberaufn.
- Kotflügel vorn
- Starre Seitenfenster (Rahmen)
- Radläufe hinten
- Niveauregulierung hinten (Druckspeicher)
- Motor und Antrieb (Ölverlust)
- Eingelaufene Nockenwellen
- Schaltpunkte Automatikgetr.
- Fahrwerksbuchsen, Traggelenke
- Defekte Klimaanlagen, Extras
Hardy Mutschler
Wertungen
Alltagstauglichkeit
Ersatzteillage
Reparaturfreundlichkeit
Unterhaltskosten
Verfügbarkeit
Nachfrage
Fazit
Seine perfekte Alltagstauglichkeit wird dem Mercedes T-Modell der Baureihe W124 im Alter zum Verhängnis. Beim 124er-Kombi ist die Gratwanderung zwischen Gebraucht- und Verbrauchtwagen besonders eng. Hohe Laufleistungen und nachlässige Wartung fordern ihren Tribut. Der Rost nagt vor allem am Wasserbasislack ab Juni 1993.
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